Ein dicker Bauch wird in Indien, als Zeichen von Wohlstand, stolz zur Schau getragen. Anders bei uns. Hier werden die Bäuche kaschiert, eingezogen, ausgehungert oder wegtrainiert, weil das Bäuchlein, der Bauchspeck oder die Wampe einfach nicht sein darf. Der gewölbte Rumpf ist jedoch weit mehr als ein ästhetisches Problem und gibt Aufschluss über den Zustand der darin beherbergten Verdauungsorgane, angefangen vom Magen, über die Bauchspeicheldrüse, die Leber, die Gallenblase bis hin zum Darm.
Fühlt sich der Bauch voll an, schwer, hart oder gar schmerzhaft beim Hineindrücken, dann lohnt es sich, den eigenen Bauch in einem grossen Spiegel mal eingehend zu betrachten. Und zwar nicht frontal, sondern seitlich und vollkommen entspannt.
Nicht nur Speck
Verändert sich die Form des Bauches, hat das nicht allein mit der Kalorienaufnahme zu tun. Die Bauchform und die Körperhaltung geben Aufschluss über den Zustand des Darmes. Der österreichische Arzt, Franz Xaver Mayr (1875-1965), hat verschiedene Bauchformen analysiert und eine Vielzahl von Krankheiten mit chronischen Darm- und Verdauungsstörungen daraus abgeleitet. Er wurde bekannt durch seine F.X.Mayr-Kur, bei der das gesamte Verdauungssystem mit Hilfe einer Milch-Semmel-Diät erholen kann. Mit einer Kombination von Abführen mit Bittersalz und Entlasten mit eingeweichten Milchsemmeln, die gründlich gekaut werden, können sich Ablagerungen aus den Darmschlingen lösen und ausgeschieden werden.
F.X. Mayr ging davon aus, dass solche Ablagerungen über die Jahre hinweg zu einer Veränderung der Bauchform und der Körperhaltung führen. Dass jedes Organ seine bestimmte Normgrösse habe und ein gesunder Bauch klein, wohlgeformt und weich ist.
Ausgehend von dieser Norm hat F.X. Mayr verschiedene abweichende Bauchformen definiert. Da ist zum Beispiel der schlaffe Kotbauch, der sich unterhalb des Nabels nach vorne wölbt, weil der Darm erschlafft und mit unverdauten Speiseresten und Fäkalstoffen gefüllt ist. Oder der entzündliche Kahnbauch, der eher einen verkrampften, verengten Charakter hat. Dieser Bauch fühlt sich hart an und die Betroffenen atmen meist nicht mehr in den unteren Bauch hinein sondern nur oberflächlich bis in den oberen Brustraum. Die dritte Bauchform ist der kugelförmige Gasbauch. Die Blähungen treiben den Bauch und die Darmschlingen wie einen Ballon auf und machen ihn zu einer prallen Kugel. Oft kommen auch Mischformen vor, wie auf der F.X. Mayr-Website zu lesen ist.
Der Darm im Dauerstress
Befindet sich der Darm längere Zeit im Ungleichgewicht, kann das Folgen für die Gesundheit mit sich ziehen, da im Darm wichtige Nährstoffe aufgenommen werden und das Immunsystem eng mit dem Darm verknüpft ist. Zucker, Weissmehl, Alkohol, Kaffee und Schwarztee setzen dem Darm zu. Ebenso Medikamente, Schmerzmittel, Antibiotika, anhaltender Stress oder chronische Erkrankungen.
Wer also vor dem Spiegel feststellt, dass sich der Bauch in den letzten Jahren verändert hat, tut gut daran, seinem Darm mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Wir essen in der Regel zu viel, zu oft und geschmacklich zu einseitig – das heisst, meistens zu süss. Das führt dazu, dass die Verdauungsenzyme überfordert sind und ihre Arbeit nur ungenügend verrichten. Die Nahrung im Darm beginnt zu gären oder Unverdautes bleibt an der Darmwand kleben.
5 Massnahmen, die den Darm entlasten
- Schonend abführen mit der Colon-Hydro-Therapie: Der Darm sollte zwischendurch gereinigt, aufgebaut und genährt werden. In der Regel erfolgt das durch schonendes Abführen, ähnlich wie beim Start einer Fastenkur. In den F.X.Mayr-Kuren wird dazu Bittersalz verwendet. Sehr effektvoll ist jedoch auch die Colon-Hydro-Therapie. Hier wird der Darm mit Wasser ausgespült, wobei sich alles löst, was sich im Darm angesammelt hat und nicht vom Körper selber ausgeschieden werden kann. Zusammen mit Fäulnis- und Gärungsstoffen entfernt die Colon-Hydro-Therapie abgestossene Schleimhautreste, stimuliert die Darmmuskulatur und regt die Durchblutung der Darmschleimhaut an.
- 2. Einläufe machen: Auch Einläufe verfolgen dieses Ziel. Man führt ein bis zweimal pro Monat etwa ein Liter Kamillentee oder Wasser mit Hilfe eines Einlaufgefässes in den Darm ein. Es ist eine wohltuende Selbstbehandlung, die problemlos zu Hause durchgeführt werden kann. Beides, die Hydro-Colon-Therapie wie auch die Einläufe helfen bei Migräne, stärken das Immunsystem und können diverse Darmerkrankungen wie Verstopfung oder Hämorrhoiden lindern.
- 3. Nahrung für den Darm: Für die noch sanftere Reinigung oder als Ergänzung dazu, gibt es verschiedene Heil- und Nahrungsmittel, welche den Darm reinigen und aufbauen. Zum Beispiel Sauerkrautsaft, Kanne Brottrunk, Flohsamen, Huminsäure oder Heilerde. Während den Reinigungstagen sollte die Nahrung möglichst gemüsereich und zuckerarm sein, leicht verdaubar und tendenziell gekocht. Im zweiten Schritt kann die Darmflora mit Mikroorganismen aufgebaut werden.
- 4. Darmflora aufbauen: Je vielfältiger die Besiedelung des Darmes an Bakterienarten, desto widerstands- und leistungsfähiger wird der Stoffwechsel und somit auch das körperliche Wohlbefinden.
- 5. Heilpflanzen für den Darm: Danach regen bittere Heilpflanzen wie Artischocke, Mariendistel, Wermuth, Pfefferminze, Enzian oder Schafgarbe die Verdauungs- und Enzymtätigkeit an und tonisieren den Darm.
Entrümpeln auf allen Ebenen
Generell lohnt es sich, dem Darm Sorge zu tragen. Immerhin ist er mit etwa 100 Millionen Nervenzellen durchzogen und somit in engem Kontakt mit dem Gehirn. Diese Darm-Hirn-Achse sorgt dafür, dass die Kommunikation der Darmflora mit unserem Körper funktioniert und geht so weit, dass die Darmbakterien einen Einfluss auf das Gedächtnis und unsere Emotionen haben. Wer also sein Leben entrümpeln möchte, soll nicht nur den Keller und den Estrich ausmisten, sondern auch dem Darm eine lang ersehnte Reinigung gönnen. Dasselbe gilt für überholte Glaubenssätze und das Loslassen von schmerzhaften Erinnerungen. Auch hier hilft es, auf der Körperebene mitzuhelfen, (entschuldigen Sie bitte den Ausdruck) den ganzen Scheiss mal loszulassen.