Gesund oder Ungesund – 4 Gedanken

Der Gesundheitswahn geht vielen Menschen auf den Wecker. Und Hand aufs Herz: Auch mich langweilen diese ewig gleichen Pauschalisierungen. Wenn in meiner Anwesenheit jemand sagt: «Das ist gesund», reagiere ich immer sehr gereizt. Nicht weil ich gegen gesunde Dinge bin, sondern weil solche Aussagen schlicht keinen Spielraum offen lassen. Wir können die Welt nicht in Gut und Böse einteilen und wer von sich behauptet, die Wahrheit zu kennen, ist ohnehin auf dem Holzweg.

Sommerfrüchte. Foto: Sabine Hurni

Das Argument, die Karotte zu essen, weil sie gesund ist, die Wurst hingegen zu verschmähen, weil sie als ungesund gilt, ist meiner Meinung nach völlig am Ziel vorbeigeschossen. Was ist denn schon gesund? Gesund ist, was verträglich ist, was verdaut werden kann, was der Gesundheit zugutekommt. Gesund ist, was unser Leben lebenswerter, leichter und länger macht. Gesund ist, was uns vor Krankheiten schützt. Gesund ist, was nährt, was guttut und Freude macht. Gesund ist aber auch, nicht verbissen gesund sein zu wollen. Gesund ist, wenn man beides geniesst: Die Karotte und die Wurst. Oder noch besser: Drei Karotten und eine Wurst.

Ich möchte in diesem Text diesem Gedanken nachgehen und aufzeigen, warum Gesundsein keine Wahrheit, sondern eine Lebenshaltung ist. Wer immer nur gesund sein will, lebt mit angezogener Handbremse. Wer sich um gar nichts schert, scheint dem Körper gegenüber her nachlässig zu sein. Jederzeit haben wir die Wahl, welche Speise wir verinnerlichen wollen, welches Genussmittel wir an die Lippen führen und welchem Gedanken wir Raum geben wollen. Das ist wichtig auf dem Weg zur Selbstheilung.

1. Gesundheit ist keine Religion

Gesundheit darf nicht als Religion oder als etwas Starres betrachtet werden. Viel lieber sehe ich den Gesundheitszustand als ein fliessendes Gleichgewicht. Ein in Balance sein, aus der Balance fallen und wieder die Weichen stellen, um in Balance zu kommen. Immerzu ein Wechsel zwischen Harmonie und Disharmonie. Zwischen fast gut und gut. Solange wir diese kleine Justierung schaffen, machen wir vieles richtig.

Gesund ist, es gar nicht erst vom fast gut zum schlecht oder miserabel kommen zu lassen. Denn wenn das Gleichgewicht derart gestört ist, wird es schwierig, die Balance wieder herzustellen. Betrachten wir das Gesundsein als etwas Flexibles, etwas, das sich heute so anfühlt und morgen anders definiert werden muss, dann ist sie ein äusserst guter Regler, um stets gut mit sich selbst in Kontakt zu sein.

Alles eine Frage der Menge. Schokoladenherzen für gute Laune. Foto: Sabine Hurni

2. Gesund ist, was wir verdauen können

Wir können Gesundheit nur erhalten, indem wir situativ die richtigen Entscheidungen treffen. Gesundheit ist eine Frage von vielen verschiedenen Faktoren. Sie ist relativ und eine Frage des Masses. Im Ayurveda, der indischen Naturheilkunde heisst es, dass jene Lebensmittel gesund sind, die du verdauen kannst. Gesund ist jemand, der strahlende Augen hat, rosige Wangen und glänzendes Haar. Das zeugt von einer gesunden Verdauungsleistung und dem Fehlen von unverdauten Nahrungsresten, die im Darm vor sich hin gären. Erstens macht die Menge das Gift, zweitens hat nicht jeder Mensch dieselben Bedürfnisse und drittens spielt auch die Verarbeitung eine entscheidende Rolle.

Lattich als Salat oder gedämpftes Gemüse. Foto: Sabine Hurni

3. Gesund ist, was Freude bereitet

Eine weitere interessante Rolle rund um die Gesundheit spielt die Geselligkeit. Leidet jemand unter Einsamkeit, ist jedes noch so gesunde Essen hinfällig. Laut Prof. Dr. med. Heike Bischof Ferrari, Inhaberin des Lehrstuhls für Altersforschung an der Uni Zürich, ist Einsamkeit schädlicher für die Gesundheit als 16 Zigaretten pro Tag, gefährlicher als sechs alkoholische Getränke und schlimmer als Übergewicht oder Bewegungsmangel. Einsamkeit ist unabhängig von Alter und Geschlecht. Sie trifft Junge häufiger als Alte und führt zu einer latenten Stresssituation, bei der die Selbstfürsorge abnimmt, sich ein ungesunder Lebensstil abzeichnet und in erster Linie die Herzgesundheit leidet.

Wer allein lebt, kocht nicht, oder zumindest nicht regelmässig und abwechslungsreich. Wen wunderts: Allein Essen macht weniger Freude und das Kochen wird bei vielen Menschen zum magenfüllenden Pflichtprogramm. Wer sich stets aus allem ausklinkt, um allein Sport zu treiben oder lieber für sich Salat isst, satt zusammen mit anderen Menschen an einem Grillfest mal ein Bier zu viel zu trinken lebt bestimmt gesünder als der gesellige Fleischtiger, der den Salat lieber weglässt, weil dieser nur unnötig den Magen füllt. Aber geht es ihm auch besser dabei? Vermutlich kommt es darauf an, ob die Zeit mit sich allein als Geschenk, oder eher als Mangel empfunden wird.

4. Gesund ist, was frisch gekocht ist

Das gemeinsame Kochen und Essen ist ein wundervolles Heilmittel gegen die Einsamkeit und gleichzeitig ein wertvoller Beitrag zur eigenen Gesundheit. Wer selbst kocht, entscheidet, welche Produkte in den Topf kommen. Selbst gekochtes Essen ist weniger salzig, enthält weniger Geschmacksverstärker, weniger Zusatzstoffe, gesündere Fette und schmeckt nie zweimal gleich. Um gemeinsam einen geselligen Abend zu verbringen, braucht es keine komplizierten Gerichte. Aus nur drei bis fünf Zutaten lassen sich schmackhafte Suppen, Eintöpfe, Currys und Aufläufe zaubern, die schnell zubereitet sind und einfach nur Freude bereiten. Warum nicht auch mal einen Topf Spaghetti kochen. Mit frischen Tomaten, gebratenen Auberginen und frisch geriebenem Käse ist dieses Gericht ein Traum.

Gerade jetzt, in der Sommerzeit, sind die Lebensmittel so schmackhaft, dass Sie nur eine hochwertige Gemüsesorte, eine Prise Fleur de Sel und ein gutes Olivenöl benötigen, um ein gutes Gericht zu zaubern. Wer will, streut frische Kräuter darüber, etwas Pfeffer und schon haben Sie aus nur fünf Zutaten ein gesundes Gericht gezaubert, das die ganze Tischrunde schätzt. Mit etwas Fleisch vom Grill und einem Glas Wein. Schliesslich ist Sommer. Geniessen Sie den Moment! Das ist gesund.

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