Nach der Fasnacht beginnt in der christlichen Tradition die Fastenzeit. Auch ohne religiösen Hintergrund sind diese Wochen sehr gut geeignet, die liebgewonnenen Gewohnheiten über Bord zu werfen und sich der Leere und Fülle zu widmen, dem Weniger und Mehr. Die Winterzeit ist oft geprägt von Üppigkeit. Nur schon das Ausbrechen aus den gewohnten Bahnen bringt Bewegung in den Körper, da unser Organismus mit Überfluss deutlich schlechter umgehen kann als mit Mangel. Es ist sehr wichtig, dass wir ihm immer wieder das Gefühl von Leere gönnen. Sei es mit einem Entlastungsmonat, mit Intervallfasten oder jeweils einem Fastentag pro Woche. Dadurch kann der Körper verarbeiten, was liegen geblieben ist und sich auf das Wesentliche konzentrieren – die Entgiftungsarbeit. Machen wir also die Fastenzeit auch zu einem Zustand der Leere in unserem Körper.
Leere und Fülle auf Körperebene
Wer sich mit Spiritualität befasst, begegnet irgendwann dem Begriff der Leere. Wer anfängt, sich mit der Leere zu befassen, taucht bald ein in ein philosophisches Gedankenspiel über das Nichts, das Sein und die Fülle. Ist ein weisses Blatt leer? Oder ist es voll? Erfüllt von Wasser, Licht, Holz und Nährstoffen, die alle dazu beigetragen haben, dass das Blatt jetzt, in diesem Moment vor mir liegt? Und was ist mit all den Momenten der Leere, in denen die Langweile aufkommt. Sind sie wirklich leer? Oder ist es nur der Moment zwischen zwei erfüllten Aktivitäten, ein Luftholen, setzen lassen und verarbeiten von einem zu viel an Fülle?
Ich möchte Sie ermuntern, Ihre Diäten, Ihren «Alkohol-Ramadan» und Ihre Vorsätze für das neue Jahr mal aus diesem Gesichtspunkt zu betrachten. Wie Ebbe und Flut, Aus- und Einatmen, Licht und Schatten gehört auch das Gegensatzpaar Essen und Nichtessen unabdingbar zusammen. Auf die weihnächtliche Zeit der Fülle, folgt im Januar eine Zeit der Leere. Je mehr wir uns dieser Leere hingeben können, sei es mit weniger Nahrungsaufnahme, weniger Verpflichtungen, weniger Fernseh-, Sozialmedia-, und Internetkonsum, desto mehr können wir uns im Lauf des Jahres auch wieder der Fülle widmen.
Ein Tag der Leere pro Woche bereichert die anderen Tage ungemein. Man freut sich wieder aufs Essen und lebt nicht mehr länger mit angezogener Handbremse, weil man bei jedem Bissen Essen ein schlechtes Gewissen hat. Fülle beim Mittagessen, Leere beim Abendessen, Fülle am Wochenende, Leere am Montag. Diese Leere muss nicht einmal aus Tee und Wasser bestehen. Es kann auch einfach eine reduzierte Form des Essens sein. Zum Beispiel eine Mungbohnensuppe.
Mungbohne als Fastenspeise
Die grüne Mungbohne ist ein Lebensmittel, das einen Tag der Leere mit sehr viel Genuss füllt. Die Böhnchen sind bekannt aus Sprossenmischungen, man kann daraus aber auch herrliche Suppen und Eintöpfe zubereiten. Mungbohnen stammen aus Indien und sind bedeutend leichter zu verdauen als unsere Gartenbohnen. Sie verfügen über einen hohen Eiweissanteil, viele Nährstoffe, wenig Fett, wenig Kalorien und sind sehr reich an Ballaststoffen. Diese komplexen Kohlenhydrate sind in der Lage, Gallensäuren im Darm zu binden und auszuscheiden. Da der Körper für die Bildung von Gallensäuren Cholesterin aus dem Blut benötigt, sinkt beim Verzehr von Ballaststoffen indirekt auch der Cholesterinspiegel.
Da man die Mungbohnen über Nacht einweichen muss, braucht die Verwendung in der Küche etwas Planung. Am einfachsten geht es, wenn man ein ganzes Pack einweicht, nach acht Stunden ohne Salz mit einem Lorbeerblatt weich kocht und portionenweise einfriert. Auf diese Weise hat man in Nu ein gesundes Essen parat, das man beliebig mit Gemüse und Gewürzen aufpeppen kann. Mehr dazu in meinen Kochkursen.
Wer einen erhöhten Cholesterinspiegel hat, abnehmen oder auf Fleisch verzichten möchte, sollte mindestens einmal pro Woche einen Mungbohnentag machen. Es handelt sich dabei um eine sanfte Entgiftungskur ohne Hungern. Der Körper erhält Wärme und Nährstoffe, wird jedoch gleichzeitig entlastet und nicht, wie oft im Alltag, mit zu vielen verschiedenen Lebensmitteln überfordert. Das wiederum entlastet die Leber, unsere Entlüftungszentrale.
Es ist nichts falsch an der Fülle. Doch welchen Preis bezahlen wir dafür? Wenn wir mit unserem Verständnis von Fülle unseren Planeten derart auszehren, dass sich die Natur fast nicht mehr aus eigener Kraft erholen kann und zur Einöde wird, ist es an der Zeit umzudenken. Wir müssen anfangen, Erfüllung in der Leere zu finden – Es geht nicht anders. Wenn alle Leserinnen und Leser dieses Artikels einmal pro Woche einen Fastentag mit Munbohnensuppe machen und dadurch eine Fleischmahlzeit ersetzen, haben wir sehr viel Gutes für uns selber getan und unserem Planeten Sorge getragen.
Rezept Mungbohnensuppe:
Eine Tasse Mungbohnen, über Nacht eingelegt, in Wasser ohne Salz gekocht
2 TL Ghee (Ayurvedische Bratbutter) oder Olivenöl
1 TL Kreuzkümmel gemahlen
½ TL frischer Ingwer geraffelt
1 TL Koriander gemahlen
1 TL Kurkuma
2 Lorbeerblätter
Grünes Gemüse nach Geschmack
Steinsalz, zum Beispiel Himalayasalz
2 TL Zitronensaft
Frische Petersilie
Das Fett in die Pfanne geben, die Gewürze kurz darin rösten, das klein gewürfelte Gemüse beigeben und weich dämpfen. Die fertig gekochten Mungbohnen dazu geben, mit Wasser bedecken und aufkochen. Mit Salz und Zitronensaft und Petersilie abschmecken. Sättigender wird es, wenn man Kartoffeln oder Kastanien mitkocht und am Schluss nochmals Olivenöl in die Suppe gibt.
Hast du Lust, das Rezept auszuprobieren? Berichte uns doch von deinen Erfahrungen!