Was sind Polyphenole?

Wo Farben sind, da ist Leben. Das gilt für das Lebensgefühl und auch für die Nahrung, die auf dem Teller landet. Gemüse, Früchte und Kräuter mit intensiven Farbtönen sind schmackhaft und für die Gesundheit äusserst wertvoll. Denn: Sie enthalten einen grossen Anteil an Polyphenolen. Das sind natürliche Antioxidantien, welche die Körperzellen vor Zellschäden und somit den ganzen Körper vor Entzündungen und Degeneration schützen.

Die leuchtend roten Erdbeeren enthalten viele Antioxidantien (Bild: Sabine Hurni)

Polyphenole sind sekundäre Pflanzenstoffe

Farbstoffe gehören zu den natürlichen Polyphenolen in der Pflanze. Es sind sekundäre Pflanzenstoffe, die als natürlicher Schutz äusserst wichtig sind für die Früchte und Blätter einer Pflanze. Sie wehren Frassfeinde ab, locken mit ihren kräftigen Farben Insekten an und dienen den Früchten und Blättern als Sonnenschutz. Das Besondere daran:

«Je mehr eine Pflanze um ihr Überleben kämpfen musste, desto höher ist ihr Anteil an natürlichen Polyphenolen. Zum Beispiel, wenn sie ohne Pestizide und in Konkurrenz zu anderen Pflanzen gedeihen konnte. Deshalb sind Wildkräuter und Bio-Gemüse so wertvoll für die Gesundheit». 

Polyphenole machen das Gemüse farbig. Hier der Baumspinat. (Bild: Sabine Hurni)

Polyphenole, insbesondere OPC, Flavonoide und Anthocyane, sind in den farbigen Blüten, den pigmentierten Schalen und in durchgefärbtem Gemüse reichlich enthalten. Der Begriff Anthocyane kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Wörtern «anthos» (Blüte) und «kyanos» (blau) zusammen. Die blaublütigen Wildkräuter und die blau-violetten Gemüse- und Beerensorten sind somit besonders reich an Anthocyanen.

Dazu gehören viele Früchte, die im Sommer und Herbst reifen. Die Weintrauben, die wild wachsenden Heidelbeeren, die Zwetschgen, die Holunderbeeren, die roten Zwiebeln, der Rotkohl, die violetten Karotten, der rote Chicorée und die Auberginen. Aber auch die Granatapfelsamen, die Hibiskusblüten und die Wassermelonen weisen eine intensive Farbe auf und beliefern uns mit den hilfreichen sekundären Pflanzenstoffen.

Polyphenole als Zellschutz?

«Esst fünf Portionen Früchte und Gemüse pro Tag»! So lautet das Mantra der Ernährungsgesellschaften. Die sagen das nicht aus Spass und auch nicht ausschliesslich aufgrund der Vitamine und Mineralstoffe, die in der Pflanzenkost enthalten sind. Pflanzliche Nahrung wirkt antioxidativ auf unsere Zellen. Das heisst, viele Inhaltsstoffe einer Beere, eines Gemüses oder eines Blattes wirken als Radikalfänger gegen freie Radikale und oxidativen Stress. Diese Begriffe erkläre ich kurz:

  • Freie Radikale bildet der Körper bei verschiedenen Stoffwechselprozessen. Zusätzlich entstehen sie in den Zellen durch schädliche äussere Einflüsse wie Zigarettenrauch, Umweltgifte und UV-Strahlung der Sonne. Es handelt sich dabei um sehr kurzlebige, hochreaktive, unvollständige Teilchen, die sich sofort verbinden müssen.
  • Befinden sich sehr viele dieser freien Radikale im Körper, entsteht ein oxidativer Stress. Das wiederum kann zu Zellschäden führen, welche mitverantwortlich sind für viele Erkrankungen wie Arteriosklerose, Herz-Kreislaufprobleme, Arthritis oder Zellmutationen. Zudem lassen die freien Radikale die Haut schneller altern.
  • Unser Körper verfügt über Schutzmechanismen, um Radikale zu binden. Viele Enzyme, Hormone und Stoffwechselprodukte helfen ihm dabei. Gleichzeitig ist der Körper zwingend auf Nahrung angewiesen, die ihm Vitamin C, E, B2, Selen und Zink liefern. Das alles sind bewährte Radikalfänger (Antioxidantien), welche die Körperzellen vor oxidativem Stress schützen.
Die Felsenbirne – Schmackhafte Beeren vor der Haustür. (Bild: Sabine Hurni)

Je mehr Polyphenole in unserer täglichen Nahrung vorkommen, desto besser kann sich der Körper vor Zellschäden schützen. Das wiederum senkt das Risiko von zahlreichen Erkrankungen und Entzündungen. Empfohlen sind rund 120 Milligramm sekundäre Pflanzenstoffe wie OPC, Anthocyane und Flavonoide.

Mein Tipp: Lieber die Frucht als die Pille

In der Nahrungsergänzungsmittel-Industrie sind Antioxidantien auf der Basis von Polyphenolen (OPC, Anthocyane und Flavonoide) ein Dauerrenner. Sie werden gegen Entzündungen, zur Prävention von Krebs wie auch zum Aufhalten des natürlichen Alterungsprozesses beworben. Ganz im Sinne von: Wenn die sekundären Pflanzenstoffe die Zellen der Pflanzen vor Zellschäden schützen, dann sollten sie diesen Einfluss auch auf die menschlichen Zellen ausüben können.

Polyphenole
Unsere Gemüsekiste direkt vom Bauer – Farbenpracht und Geschmackserlebnis (Bild: Sabine Hurni)

Es ist jedoch nicht erwiesen, ob reines OPC denselben Effekt hat wie eine frische Waldheidelbeeren. Ebenfalls unklar ist, ob es die Polyphenole selbst sind, die diesen positiven Effekt auf den Körper haben, oder ob deren Abbauprodukte die Zellen schützen.

Was man aber mit Sicherheit sagen kann, ist, dass Beeren, Rotkohl und rote Säfte einen bedeutenden Wert für unsere Gesundheit haben. Ein Nahrungsergänzungsmittel mit Polyphenolen kann Sinn machen, wenn die frische, farbige Pflanzenkost fehlt oder man aufgrund von Allergien keine Früchte und kein Gemüse zu sich nehmen kann.

Doch wie der Name sagt, ergänzt eine Nahrungsergänzung die Nahrung. Niemals sollte man dem Irrglauben verfallen, man könne die empfohlenen fünf Portionen Früchte und Gemüse durch Pillen ersetzen. Mit dem Genuss von reichlich farbigem Gemüse und Beeren schenken wir dem Körper weit mehr als ausschliesslich die Polyphenole.

Das Auge isst mit: Mehr Farbe auf den Teller!

Es gibt viele Wege, um täglich zu seinen Antioxidantien zu kommen. Das Schlauste ist, dass du dich beim Gemüse- und Früchteeinkauf auf die Farben fokussierst. Das Zweitschlauste, dass du Produkte einkaufst, die frei von Pestiziden sind und in einer Artenvielfalt wachsen konnten. Diese Sorten enthalten weit mehr Selbstschutz als konventionelle Nahrung aus Monokultur:

  • Polyphenolreiche Lebensmittel sind farbig:
  • Äpfel mit den roten Backen
  • Dunkelgrünen Salat
  • Die violetten ProSpeciesRara-Karotten
  • Rote Zwiebeln
  • Rotkohl
  • Randen (Rote Beete)
  • Granatapfel
  • Hibiskus
  • Wilde Heidelbeeren, Walderdbeeren, Brombeeren
  • Holunderbeeren (als Saft, roh sind sie leicht giftig)
  • Nasche essbare Blüten von Taubnesseln, Rotklee, Lavendel, Kapuzinerkresse, Gänseblümchen, Salbei und vielen weiteren Wildpflanzen (bald kommt ein Blog darüber)

Aufgeschnittener Blaukohl (Bild: Sabine Hurni)

Ein paar Fakten:

100 Gramm Rotkohl enthalten 322 Milligramm Anthocyane. 100 Gramm Waldheidelbeeren (Wildsammlung) bis zu 700 Milligramm und Holunderbeeren sogar bis 1800 Milligramm. Die wilden blau-schwarzen Beeren liefern uns somit eine üppige Fülle an Antioxidantien. Greif zu und danke der Natur für ihre vielen Früchte, die sie uns anbietet und von denen wir auf allen Ebenen profitieren können.

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2 Gedanken zu „Was sind Polyphenole?

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