Einschlafen heisst geschehen lassen. Sich fallenlassen, hingeben, eintauchen. Bei Schlafstörungen klappt das jedoch nicht immer reibungslos. Oft sind es mehrere Faktoren, die Schlafstörungen verursachen können. Die Ernährung am Abend, die Zeit vor dem Bildschirm oder zu viele Gedanken im Kopf.
Was tun bei Schlafstörungen?
Kürzlich fragte mich eine Frau um Rat betreffend Schlafstörungen. Es ging um ihren Sohn. Dieser kann nicht durchschlafen und erwacht in der Nacht um zwei, drei oder um vier Uhr. Danach findet er den Schlaf nicht mehr. Offenbar nimmt er bereits pflanzliche Tropfen ein, die aber nicht gut genug wirken. Er hat sich kürzlich von seiner Freundin getrennt und ist beruflich stark gefordert.
Anfrage einer Leserin
Kennen wir alle. Oder? Die Nerven liegen blank, die Arbeit stapelt sich auf dem Bürotisch und das Herz schmerzt, weil jede Trennung einfach weh tut, auch wenn man diejenige Person ist, die sich dazu entschlossen hat. Während der Arbeit hat man keine Zeit, um an die Beziehungssorgen zu denken, abends ist man vielleicht abgelenkt durch Sport oder Treffen mit Freunden, aber nachts, wenn alle Ablenkungen wegfallen, kommt dann die volle Ladung: Gewissensbisse, Zweifel, Ängste, Sorgen und Gedanken erobern das Feld und an Schlafen ist nicht mehr zu denken.
Die Leber hat Nachtschicht
Aus naturheilkundlicher Sicht sind es aber zwei Themen, die sich hier vereinen. Erstens das Aufwachen, zweitens das Nichts-wieder-einschlafen-können. Diese beiden Themen erfordern unterschiedliche Herangehensweisen. Beginnen wir mit dem Aufwachen: Um zwei Uhr nachts ist die Leber aktiv. Sie möchte sich um diese Zeit entgiften und regenerieren. Wenn wir aber zu spät abends zu viel oder zu schwer gegessen, belastet dies die Leber und die Schlafqualität enorm. Wer mitten in der Nacht erwacht, sollte abends keine Rohkost essen und wenn möglich auch kein tierisches Eiweiss, da dieses sehr lange braucht, bis es verdaut ist. Also keine Fleisch- und Käseplatten, sondern Pflanzennahrung mit viel gekochtem Gemüse und wenig Kohlenhydraten. Man muss kein Riesenmenü kochen, aber es sollte warm sein. Auch im Hochsommer, an heissen Tagen ist es sinnvoll, abends etwas Warmes zu essen. Es muss nicht dampfen, aber zumindest noch lauwarm sein.
Im Hamsterrad der Gedanken
Dann das, daran gekoppelte Thema des Nicht-wieder-einschlafen-könnens. Hinter diesem Problem stecken Sorgen, Probleme, hohe Arbeitsbelastungen, Pendenzenlisten und Gewissensbisse, die das Gehirn beschäftigen, sobald wir nachts aufwachen. An Schlafen ist unmöglich zu denken, wenn man an einer Entscheidung zweifelt, überlegt, was am nächsten Tag zu tun ist oder Probleme zu lösen versucht. Tatsache ist ja, dass alle Themen, die das Gehirn in der Nacht wälzt, entweder die Zukunft oder die Vergangenheit betreffen. Was vergangen ist, können wir nicht ändern- zumindest nicht um 3 Uhr nachts – was noch nicht eingetroffen ist, müssen wir dann anpacken, wenn es tatsächlich so eintreffen sollte. Meist vertrauen wir nicht darauf, dass wir das Problem, das in unbestimmter Zukunft zum gefühlten Desaster werden könnte, dann auch lösen werden können. Meist ist es sogar so, dass in der Zwischenzeit so viele Dinge geschehen, die einen Einfluss auf mein gefühltes Desaster haben können, dass es sich dadurch ohnehin verändert, abschwächt oder ganz auflöst. Von allein. «Hätte, würde, könnte, wäre – nur schon das Schreiben von Sätzen mit diesen vielen Konjunktiven ist eine Herausforderung!»
Ein- und Ausatmen. Mehr nicht.
Um wieder einschlafen zu können hilft es, in der Gegenwart zu bleiben – das ist auch viel einfacher zum Schreiben! Was ist jetzt? Ich liege, ich atme, ich höre stille, ich habe heiss, ich bin durstig, es ist weich. Das heisst: Im Bett liegen, das weiche Kissen im Nacken spüren, die Wärme geniessen, ein –und ausatmen. Ich denke ans Nichtdenken beim Einatmen und ich denke ans Nichtdenken beim Ausatmen. Mir persönlich hilft es auch, wenn ich kurz aufstehe und alles, was mich beschäftigt aufschreibe. Manchmal fallen uns in der Nacht gute Ideen zu, Geistesblitze oder Erkenntnisse. Es wäre schade, wenn sie verloren gehen. Wenn man sie aufschreibt, kann man am nächsten Morgen prüfen, ob tatsächlich etwas dran ist.
Das hilft bei Schlafstörungen:
- Elektrogeräte raus: Fernseher, Musikanlage, Handy – das alles hat im Schlafzimmer nichts verloren, oder wenn dann nur im Off- oder Flugmodus. Die feinen Elektromagnetischen Strahlen können den Körper daran hindern, sich tief zu entspannen.
- Bildschirmaktivität runterfahren: Das Flimmern von Handy und Bildschirmen aktivieren die Augen und das Gehirn. Wer Mühe hat mit Schlafen, sollte diese Geräte eine Stunde vor dem Zubettgehen abschalten.
- Heilpflanzen für die Nerven: Hafer, Orangenblüten, Melissenblätter, Baldrianwurzel, Lavendel und Passionsblumenkraut sind wertvolle Entspannungshelfer. Ideal wäre zum Beispiel ein Spagyrik-Spray, der mit Pflanzenessenzen hergestellt ist, welche den Körper auch auf der energetischen Ebene abholen. Am besten lässt du dir in einer Drogerie eine Mischung zusammenstellen, die genau auf dich zugeschnitten ist. Auch die tibetische Medizin kennt gute Heilmittel für die Nerven. Erhältlich in der Drogerie.
- Die Leber entgiften: Wer regelmässig um zwei Uhr erwacht, sollte zudem die Leber stärken. Zum Beispiel mit einem Mariendistelpräparat, mit Löwenzahn oder Bittertropfen.
- Beobachte den Kaffeekonsum: Einige Leute können vor dem Zubettgehen einen Kaffee trinken und schlafen prächtig, andere müssen den letzten Kaffee nach dem Mittag geniessen, sonst stehen sie nachts im Bett. Das ist sehr individuell und muss jeder für sich selbst herausfinden. Gilt übrigens auch für Cola und Energiedrinks.
- Abends wie ein Bettler: Das Nachtessen sollte leicht und warm sein. Ohne Rohkost und ohne tierische Eiweisse.
- Gegenwärtigkeit: Alles was dir hilft, gegenwärtig zu bleiben, ist gut. Du kannst deine Gedanken aufschreiben vor dem Zubettgehen, ein Fussbad machen, dich aufs Atmen konzentrieren und Meditieren. Hauptsache ist, dass du der Chef oder die Chefin deiner Gedanken bist. Du bist nicht deren Knecht oder Magd!