«Beschwörst du jetzt Geister?!», fragte mich eine Freundin, nachdem ich ihr erzählt hatte, dass ich mich mit Spiritualität und geistigem Heilen befasse. Ich fand das lustig und merkte gleichzeitig, wie selbstverständlich ich mit dem Begriff umgehe, obwohl er offenbar vielen Menschen nicht geläufig ist. Jedenfalls hat sie mich mit ihrer unverblümten Frage auf dem linken Fuss erwischt: Ich hatte Schwierigkeiten, den Begriff Spiritualität einem Menschen zu erklären, der sich in seinem Leben mit ganz und gar anderen Themen auseinandersetzt.
Definition: Was ist Spiritualität?
Um die Frage nach dem Licht zu klären, ohne mich als abgehobene Esoterikerin zu fühlen, führte mich mein erster Recherche-Schritt ins Internet. Ich wollte wissen, was Wikipedia zum Thema meint. Ich wurde fündig: Das Wort «Spiritualität» kommt aus dem Lateinisch. Spiritus=Geist/Hauch. Spiro=ich atme. Es ist die Suche, die Hinwendung oder das persönliche Erleben einer Wirklichkeit, die man weder mit den Sinnen erfassen noch mit dem rationalen Verstand erklären kann.
Trotzdem ist es eine Wirklichkeit, die der materiellen Welt zugrunde liegt. Weiter heisst es bei Wikipedia, dass spirituelle Einsichten mit Sinn- und Wertfragen des eigenen Daseins verbunden sein können. Dass wir, wenn wir die Erfahrung machen, dass wir als Teil der Welt mit einem grossen Ganzen verbunden sind, eine neue Wirklichkeit erleben. Und dass wir, im Wissen um die Verbundenheit, das Leben als etwas Heiliges, Wertvolles und Wahrhaftiges erfahren können. Ach, ich hätte es nicht besser ausdrücken können!
Keine Logik, keine Kirche
Bei den spirituellen Erkenntnissen und einer spirituellen Weltanschauung geht es nicht um gedankliche Einsichten, Logik oder die Kommunikation darüber. Spiritualität ist ein persönlicher Zustand. Es ist eine Erfahrung, welche direkte Auswirkungen auf die Lebensführung und die ethischen Vorstellungen hat. Es ist eine religiöse Überzeugung, die an keine bestimmte Religion gebunden ist.
Viele Leute, die ein spirituelles Leben führen, würden sich sogar als nicht-religiös bezeichnen. Vermutlich deshalb, weil das Religiöse noch immer stark mit der Kirche und dem ehrfürchtigen Glauben, der Schuldfrage und des Gottesfürchtigen in Verbindung gebracht wird.
Spirituelle Menschen, Schaman*innen, Handaufleger*innen oder Heiler*innen sind jedoch sehr wohl mit etwas Göttlichem verbunden, nur nicht im kirchlichen Sinn. Sie benennen es anders. Sie sprechen eher von Geistwesen, heiligem Licht oder natürlichen Kräften. Ich glaube, viele Menschen tragen spirituelle Lebensfragen in ihrem Herzen, die sie lieber mit einer Zen Meisterin, einem spirituellen Begleiter oder einer, für Spiritualität offenen Psychologin besprechen als mit einem Pfarrer oder einer Pfarrerin.
Was ist Spiritualität und Seele
Bei meiner Internet-Recherche fand ich zudem eine Einführung in die Spiritualität von einer indisch inspirierten Gruppierung. Sie erklären den Begriff mithilfe altindischer Schriften, welche in Sanskrit verfasst wurden. In Sanskrit wird Spiritualität als Adhyatma bezeichnet. Adhi=Ein Thema betreffend, Atman=Seele. Die Seele ist das Gottesprinzip in jedem von uns.
Sie ist unsere wahre Natur, Hauptbestandteil unseres feinstofflichen Körpers und Teil des Höchsten Gottesprinzips. Eigenschaften der Seele sind Absolute Wahrheit, Absolutes Bewusstsein und Glücksseligkeit. Die Seele befindet sich somit immer in einem glückseligen Zustand. Sie bleibt unbeeinflusst durch Hochs und Tiefs, Schmerz und Freude. Seele ist Sein.
Es gibt viele Gründe, weshalb sich jemand zur Spiritualität hingezogen fühlt. Bei mir waren es Sinnfragen. Die Suche nach einer übergeordneten Dimension. Sie begann in Nordindien, als ich zum ersten Mal mit den hohen Schwingungen spiritueller Energie in Kontakt gekommen war. Viele Leute kommen aber auch in Zusammenhang mit einem Todesfall auf spirituelle Lebensfragen, durch eine Lebenskrise, durch den Wunsch nach Heilung, Persönlichkeitsentwicklung oder dem Bedürfnis nach spirituellem Wachstum. Diesen Themen widme ich mich auch in meinen Beratungen.
Besonders schön an der Sanskrit-Erklärung, dass Spiritualität mit der Seele zu tun hat, finde ich, dass das Spirituelle, die Seele ja bereits in uns ist. Wir müssen sie nicht im Aussen suchen. Wir brauchen Sie nur zum Leuchten zu bringen.
Mögen alle Wesen glücklich sein und frei von Leid
Ob wir uns nun aus einer spirituellen Ausrichtung heraus für die Erde starkmachen, Meditieren, zu Klimaaktivisten werden oder uns einige Zeit in schweigende Klausur begeben spielt gar keine Rolle. Jeder Weg hat seinen Sinn. Es ist immer ein persönlicher Weg. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Kein Besser oder Schlechter und auch keinen schnelleren oder langsameren Weg.
Wer achtsam seine Hemden bügelt, kann genauso in sich ruhen wie jemand, der stundenlang meditiert. Wer sich, für einen Menschen in Not, Zeit nimmt, macht vielleicht mehr für seine spirituelle Entwicklung als der, der einem Meister nacheifert und ein guter Schüler sein will. Es spielt keine Rolle, wie wir vorgehen, wichtig ist nur, dass wir es tun. Dass wir uns mit unserem Sein, unserer Seele, unserem Geist, unserem Atem, unserem inneren Licht befassen.
Aber eines ist sicher: Die Geister wecken wir nicht auf. Wer spirituell arbeitet oder sich auf den Spirituellen Weg macht, der sucht lichtvolle Energie, ist verbunden mit dem Göttlichen und dient dem Wohl und dem Glück aller lebenden Wesen. Es ist ein Herzensweg, der nicht nur Menschen hilft. Auch Tiere, Insekten, Bakterien, Pilze, Bäume, Seen, Meere und Urwälder gelten als lebende, atmende Wesen, die es zu schützen gilt. Ich hoffe von Herzen, dass sich immer mehr Menschen auf ihren ganz individuellen spirituellen Weg begeben!
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Ganz wunderbar geschrieben und das mit dem Erklären der Spiritualität, oder ganz besonders meiner eigenen Lebensphilosophie fällt mir auch nicht immer leicht. So vieles will erlebt werden, aber wie fasst man all diese Erlebnisse, diese Gefühle und Sinneseindrücke in Worte? Umso mehr freue ich mich über Beiträge wie deinen, die mir erlauben einen zum Teil neuen Blickwinkel einzunehmen und gleichzeitig meine eigene Perspektive zu reflektieren.
Liebe Grüsse
Nicole
Auch mir hat das Schreiben des Artikels geholfen, mir klarer darüber zu werden, was Spiritualität denn eigentlich ist. Manchmal hilft eine nüchterne Definition aus dem Wörterbuch, ein emotionales Thema auf die sachliche Ebene runter zu brechen.
Spannend! Ich habe mich nie gefragt was Spiritualität eigentlich ist. Sie ist/ war immer in meinemLebens, selbstverständlich, unaufgeregt, ein Teil von mir.
Deine Recherchen regen mich an das Selbstverständliche neu zu betrachten und in einen Dialog damit zu treten.
Danke